Zum Abschluss eines für mich sehr erfolgreichen Hobbyjahres 2018 war ich gestern bei Simone und Arndt eingeladen, um entspannt und ein bisschen verspielt ins neue Jahr hinüberzugleiten.
Nach einem leckeren Raclette-Abendessen waren wir drei angemessen träge, so dass sich die Motivation zu einem anspruchsvollen oder komplexen Spiel einigermaßen in Grenzen hielt. Damit war Crisis, das ebenfalls in meiner Tasche steckte, schon mal raus.
Hit Z Road

Statt dessen fiel die Wahl auf das am wenigsten komplexe Spiel – Hit Z Road. Das hat mich einerseits sehr gefreut, da ich es unbedingt mal ausprobieren wollte, andererseits aber auch ein bisschen überrascht, da es mit seinem Zombiethema nicht unbedingt das Kerninteresse meiner beiden Mitspieler trifft.
Aber Gelegenheiten soll man nutzen, daher wurde das Spiel fix aufgebaut und noch fixer erklärt. So konnten wir uns nach wenigen Minuten auf den abenteuerlichen Trip durch die zombieverseuchten Staaten von Chicago nach LA machen.
Kurzbeschreibung
Hit Z Road ist ein Würfelspiel mit Bietmechanismus aus der Feder von Martin Wallace. Bis zu vier Trupps aus Überlebenden machen sich hier nach einer Zombieapokalypse auf den beschwerlichen Weg von Chicago nach Los Angeles. Dabei sammeln sie Ausrüstung, Siegpunkte und Verbündete, bekämpfen Zombies und konkurrieren mit den anderen Überlebenden um die optimale Route.
Mechanisch läuft das Ganze so ab, dass in jeder Runde drei bis vier Routen aus je zwei Karten ausgelegt werden. Auf den Karten sind Ressourcen, die wir erhalten (Benzin, Adrenalin und Munition), Ereignisse, Gegner und manchmal besondere Gegenstände und Siegpunkte angegeben.
Dann können wir mit unseren vorhandenen Gütern um die Zugreihenfolge für diese Runde bieten und arbeiten dann nacheinander in der festgelegten Reihenfolge die beiden Karten unserer gewählten Route ab. Erfolgreich absolvierte Karten bekommen wir in den eigenen Vorrat. Sind wir nach acht Runden angekommen (falls wir überleben), gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten auf seinen Karten.
Die gesammelten Ressourcen verwenden wir aber nicht nur beim Bieten um die Spielerreihenfolge, sondern sie haben auch einen durchaus praktischen Nutzen.
Mit Benzin können wir aus einem Kampf fliehen, mit Munition dürfen wir in der ersten Kampfrunde einen Fernkampf ohne Gefahr für unsere Überlebenden ausführen. Und mit Adrenalin können wir bei bestimmten Würfelergebnissen zusätzliche Zombies ausschalten oder den Verlust von Überlebenden verhindern.
Im Kampf wird so lange mit einer Würfelmenge, die der Anzahl der Überlebenden entspricht, gewürfelt, bis entweder alle Zombies oder alle Überlebenden gestorben sind. Entscheide ich mich, zu fliehen, wird die entsprechende Karte abgelegt und eventuelle Siegpunkte verfallen.
Schließlich gibt es neben den normalen Zombiegruppen noch Hordenangriffe, die rote Kampfwürfel ins Spiel bringen. Bei diesen Würfeln können Überlebende getötet werden, ohne dass ich dies mit Adrenalin verhindern könnte.
Spielbericht
Und so machten sich drei rivalisierende Gruppen aus je fünf Überlebenden der Zombieapokalypse an einem trüben Silvesterabend auf den langen Weg in die Stadt der Engel.
Simone schaffte es schon frühzeitig, fleißig Ressourcen zu sammeln, während ich hauptsächlich dadurch glänzte, selbige mit vollen Händen auszugeben. Außerdem stolperten ihre Überlebenden über einen noch funktionstüchtigen Schulbus, der ihnen die Reise deutlich erleichtern sollte. Arndt und ich erhielten dagegen jeweils einen Kontaminationsmarker, der uns vermutlich irgendwann einmal ganz übel Sand ins Getriebe streuen würde.
Als kleines Trostpflaster konnte ich mir ein großartiges Scharfschützengewehr (mit einem Schuss Munition) sichern und Arndts Überlebende fanden eine seltsame Karte.

Da ich in den ersten Runden sehr großzügig mit meinen knappen Ressourcen war, geriet ich relativ schnell ins Hintertreffen und konnte ab Runde drei praktisch keine Bietrunde mehr für mich entscheiden. Zu wichtig waren die knappe Munition und das Adrenalin.

So konnte ich auch nicht verhindern, dass Simone ihren Schulbus zu einem schwer gepanzerten Schlachtmobil aufrüstete, und Arndt mit Hilfe seiner Karte den Weg zu einer geheimen Bunkeranlage fand, was ihm zum Spielende ganze sechs Siegpunkte geben sollte. Ich hatte zwischenzeitlich zwar auch eine Karte gefunden, aber meine Gruppe war einfach zu langsam.
Währenddessen wurden meine Überlebenden munter dezimiert, so dass ich gegen Spielende nur noch mit zwei Personen unterwegs war. Schließlich blieb nur mein Anführer übrig, der sich lediglich mit einem Baseballschläger bewaffnet in epischen Kämpfen durch ganze drei Zombiegruppen kämpfte.

Doch auch zu meinen Rivalen war das Schicksal nicht immer freundlich, und beide mussten durchaus Verluste hinnehmen.
Die letzte Runde begann Arndt dann mit zwei Überlebenden und einer Ressource, während bei mir nur noch der Anführer übrig war. Dafür besaß ich noch zwei Ladungen Munition und etwas Adrenalin, während Simone noch drei Überlebende und zwei Ressourcen besaß.
Die drei Routen wurden aufgedeckt und mir war sofort klar, dass ich auf zwei der drei möglichen Wege sofort dem Tode geweiht wäre, denn beide würden mich, der ich im Besitz eines Kontaminationsmarkers war, den letzten Überlebenden kosten. Damit musste ich das Bietduell auf jeden Fall für mich entscheiden, was mich meine letzten Besitztümer kostete.

Leider konnte mir auch das nicht helfen, denn der eine Würfelwurf, der mich hätte retten können, ging schief und so starb ich praktisch in Sichtweite der Stadt der Engel eines einsamen, trostlosen Todes.

Arndt war als nächster dran und konnte zwar den Verlust eines Überlebenden verkraften, doch sein Anführer erlag gleich im Anschluss den übermächtigen Zombies.
Lediglich Simone gelang es dann, die letzten Zombies, die zwischen ihrer Gruppe und dem Ziel standen, zu überwinden und damit das Spiel für sich zu entscheiden.
Fazit
Wow das war brenzlig… Ich hatte am Tag zuvor eine Sololernpartie absolviert, die sich im Vergleich zu diesem Abend wie ein Spaziergang durch einen friedlichen Wald anfühlte.
Durch den starken Glücksfaktor beim Würfeln und die Ressourcenknappheit kann Hit Z Road wirklich erbarmungslos sein. Gerade das Finale empfand ich als extrem spannend.
Leider war ich gestern allerdings der einzige, dem das Spiel richtig gut gefallen hat, was allerdings wohl auch am Thema gelegen hat.
Wenn man weiß, worauf man sich einlässt – ein thematisch sehr trashiges, glückslastiges Würfelspiel, kann Hit Z Road eine wirklich schöne Spielerfahrung für einen Absacker oder ein Aufwärmspiel sein. Die Spielzeit ist angenehm, es spielt sich schön flüssig.
Großes Plus für das Spiel ist das Material. Alles ist unglaublich liebevoll und stimmungsvoll aufgemacht. Die Ressourcenmarker in Form von Kronkorken wecken Erinnerungen an Fallout und die Spielkarten sind der Hammer. Jedes Motiv ist ein einzigartiger Hingucker und erzählt eine kleine Geschichte. Unterstützt wird das teilweise von dazu passenden Ressourcenausbeuten und auf die Karten gekritzelten Stimmungstexten. Das ist wirklich klasse, wenn man sich darauf einlassen möchte.
Auch die Holzmeeples und die Holzwürfel gefallen mir extrem gut. Spiele mit Holzwürfeln sind leider so selten, dabei haben sie eine so tolle Haptik… Lediglich die Zylinder, die als Bietmarker verwendet werden, fallen optisch deutlich hab.
Interessant finde ich an Hit Z Road dass es sich hier endlich mal um ein Spiel handelt, bei dem ein Spieler tatsächlich während der laufenden Partie ausscheiden kann, weil er alle Überlebenden verloren hat. Das gibt nochmal eine schöne Zusatzmotivation.
Ich würde mir wünschen, dass dem Spiel noch weitere Karten beiliegen, denn aus jedem der drei Stapel werden bei Vollbesetzung nur vier Karten aussortiert, so dass man letztendlich fast immer mit den gleichen Karten spielt, die nur in anderer Reihenfolge und Kombination ins Spiel kommen. Rein mechanisch ist Hit Z Road extrem simpel gehalten. Wer ausgefuchste Strategiespiele spielen möchte, ist hier definitiv fehl am Platz. Unterm Strich ist es eben ein sehr glückslastiges Würfelspiel. Aber als solches funktioniert es gut und zumindest ich hatte großen Spaß dabei. Kommt auf jeden Fall wieder auf den Tisch, auch wenn ich Simone und Arndt sicherlich nicht mehr damit quälen werde.
Vielen lieben Dank an meine beiden Mitspieler für den schönen Silvesterabend!
Lebt lang und in Frieden,
Andreas