Hallo werte Leserin, hallo werter Leser,
herzlich willkommen zu einem kleinen Experiment. Statt meiner normalerweise hier vorherrschenden, recht ausufernden Spielevorstellungen möchte ich hier gerne in deutlich komprimierter Fassung ein wenig über meine Spielabende und die Spiele, die auf den Tisch kamen, berichten. Das soll dann kein ausführlicher Spielbericht werden, in dem ich jeden Zug genau beschreibe, sondern eher ganz allgemein die Stimmung der Spiele einfangen.
Da ich überhaupt keine Idee habe, ob so etwas in irgendeiner Form interessant zu lesen ist, wäre ich für ein kurzes Feedback dankbar, wie euch diese Art von Beitrag gefällt.
Doch genug der Vorrede. Gestern Abend war es endlich soweit, die erste Partie Tsukuyumi stand bei uns an. Mehrmals verschoben, und zumindest von mir lange herbeigesehnt, konnten wir endlich den ersten Kampf um die nach dem Sturz des Mondes verwüstete Erde ausfechten.
„Wir“ waren in diesem Fall Désirée, die sich die … Schweinchenfraktion der Boarlords ausgesucht hat (ich möchte betonen, dass der Begriff „Schweinchenfraktion“ ihre eigene Idee war, und nicht meiner Boshaftigkeit entsprungen ist). Frederik entschied sich für die hochtechnisierten Elitekämpfer der Kampfgruppe 03 und ich selbst übernahm die Menschen der Nomads, da sie diese putzigen Hunde (die später noch eine wichtige Rolle spielen werden) in ihren Reihen haben.
Gespielt haben wir das 3-Spieler Szenario „Kontrolle“, in dem jede Fraktion um den Mond herum verteilt ein abgetrenntes Gebiet als Startbereich besitzt.
Als Fraktionsziel (je 2 Siegpunkte) musste die KG3 in einer Runde 6 Oni-Einheiten vernichten. Meine Nomads mussten in einer Runde mindestens vier bereits eroberte Gebiete mit eigenen Hoheitsmarkern versehen, und die Boarlords mussten zum Ende einer Runde mindestens zehn Gebiete besetzt haben.
Los gehts
Da die Nomads in den ersten Spielrunden praktisch keine Chance haben, ihr Fraktionsziel zu erfüllen, habe ich mich erst einmal auf die öffentlichen Missionen konzentriert. Zwei Tsukuyumi-Gebiete zu besetzten schien mir ein guter Anfang. Und so habe ich versucht, viel zu rekrutieren, und recht aggressiv auf die Mondgebiete vorzurücken.
Frederik dagegen hat zugesehen, möglichst schnell den Erzengel zu bauen, mit der verheerenden Ragnarök-Rakete auszustatten, und gleichzeitig möglichst viele Oni in einem Gebiet zu sammeln.
Désirée dagegen… naja, sie hat sich mit den Barrikaden der Boarlords in ihrem Gebiet eingegraben, vom Rest der Spielwelt abgeschottet und praktisch ihr gesamtes Gebiet mit Terraformings zugepflastert.
Ich muss zugeben, dass Frederik und ich diese Taktik ziemlich belächelt haben, da ihr Sektor nicht genug Gebiete umfasst, um die 10 eroberten Gebiete zu erreichen, und irgendwie nicht besonders zielführend zu sein schien.
Frederik gelang es dann recht schnell, mit der Ragnarök-Atomrakete ein Feld voller Oni-Einheiten zu putzen und damit sein Fraktionsziel zu erreichen. Ich habe es geschafft, die zwei Tsukuyumi-Gebiete und sogar das zentrale Mondfeld zu erobern, wodurch ich am Ende jeder Runde einen Siegpunkt erhielt. Wir beide haben es geschafft, drei Oni-Einheiten zu vernichten, und damit eine öffentliche Mission zu erfüllen.
Désirée bewies, dass man besser niemals seine Mitspieler unterschätzt. Sie zauberte eine Aktionskarte aus dem Ärmel, mit der sie eine Missionskarte samt Punktemarkern aus dem Spiel nehmen darf, was Frederik und mich je einen Siegpunkt kostete.
Die Lage spitzt sich zu
Dann kam Runde 3. Ich sah meine Chance auf das Fraktionsziel. In Frederiks Startsektor waren drei von Einheiten entblößte Gebiete. Zusätzlich noch ein Oni-Gebiet mit einer einzelnen, allerdings großen Oni-Einheit. Aber ich hatte mehrere Truppen in der Nähe, was für eine Eroberung ausreichen sollte.
Mit der Aktionskarte „Jetzt oder Nie“ musste ich… naja… alles auf eine Karte setzen, da sie mir ganze fünf Angriffsaktionen gab, die ich für Eroberungen einsetzen konnte. Mit Hilfe von Lt. Dan, der allen Truppen, die sein Gebiet durchqueren, eine zusätzliche Bewegung ermöglicht, sollte die eine Bewegungsaktion der Karte ausreichen, um meine Truppen in Stellung für die Eroberungen zu bringen.
Problem dabei: Ich war letzter in der Initiativreihenfolge und musste damit ALLE anderen Züge der Runde nach Phase eins abwarten, bevor ich in Aktion treten konnte, da es für mich nur die letzte, rote Phase gab.
Gleich mit der ersten Aktion der weißen Phase setzt Frederik seinen Drachentöter mitten in mein Aufmarschgebiet auf dem zentralen Mondfeld und zieht mit Feldschütz und Erzengel nach. Glücklicherweise ohne in der Phase auch noch anzugreifen. Aber mein schöner Plan war erst einmal kaputt. Statt mich schon mal günstig in Stellung für ein weiteres Vorrücken zu bringen, habe ich meine weiße Phase darauf verschwenden müssen, Truppen in das Drachentöter-Feld zu pumpen, und ihn auszuradieren. Diese Siegpunktequelle durfte ich auf keinen Fall verlieren. Der Drachentöter war zwar der Übermacht nicht gewachsen, aber im Gegenfeuer der Konteraktion mussten viele gute Soldaten ihr Leben für die gute Sache lassen.
Jetzt hieß es zittern und den Rest der Runde abwarten. Frederiks Feldschütz und Erzengel übten blutige Rache für den Verlust des Drachentöters. Im Fernkampf, der mir keine Möglichkeit einer Konteraktion lässt, dezimierte Feldschütz meine ohnehin schon angeschlagenen Truppen. Ein Gebiet wurde mit der Ragnarök komplett entvölkert. Allerdings opferte sich der Erzengel dabei selbst. Das war eine wirklich schmerzhafte Erfahrung. Für uns beide.
Während wir uns also munter gegenseitig zerfleischten, begann Désirée ihre von langer Hand vorbereitete Invasion der Mondgebiete, um die ihr noch fehlenden paar Hoheitsgebiete zu erobern. Feldschütz war das erste Opfer dieser Invasion.
Dann kam endlich meine rote Phase. Ich konnte es kaum glauben, aber zwei Hunde und ein Hunter, die sich jeweils zwei Felder weit bewegen dürfen, hatten überlebt. Und der Weg in Frederiks Gebiet war für mich frei. Mir war klar, dass ich keines der eroberten Gebiete würde halten können, aber ich MUSSTE das Fraktionsziel erreichen. Und das gelang tatsächlich. Nun hieß es nur noch, die letzte Runde zu überstehen und vielleicht zu verhindern, dass Désirée ihr Fraktionsziel noch erreichte.
Ein letztes Zittern
Zu Beginn der Runde war Frederiks KG3 stark geschwächt und hatte kaum noch Gebiete unter seiner Kontrolle. Ich selbst war ebenfalls ziemlich angeschlagen und kaum noch in der Lage, meine Gebiete zu halten, geschweige denn, irgendeines der umkämpften Gebiete zu erobern. Somit konnte Désirée von uns weitestgehend ungehindert, und nur gestört durch sporadische Oni-Aktionen, in aller Seelenruhe die noch fehlenden Gebiete erobern und damit ihr Fraktionsziel zu erreichen.
Frederik hatte nicht mehr genug Aktionen, um noch weitere Gebiete zu erobern, und damit noch ein paar Siegpunkte zu ergattern. Dafür verschob er die Boarlords auf Platz drei der Initiativleiste, so dass sie keine Siegpunkte mehr für die Initiativeplatzierung erhielten.
Ich selbst habe nur noch zwei Gebiete nahe meiner Heimatbasis erobert und konnte mich in der Initiative auf Platz eins vor die KG3 schieben (zwei Siegpunkte für mich). Das bescherte mir dann letztendlich in der Endwertung mit einem einzigen Punkt Vorsprung vor den Boarlords den unfassbar knappen Sieg.
Fazit
Was für ein spannendes Match!
Insgesamt hat das Spiel ca. 4 Stunden gedauert, für einen Freitagabend nach einem langen Arbeitstag eine wirklich gute Leistung, wie wir fanden.
Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich das Inlay gebaut habe, was Auf- und Abbau wesentlich beschleunigt hat.
Natürlich haben wir noch viele, viele Regelfehler gemacht, da dies unsere erste Partie war, und es unglaublich viel zu beachten gibt. Die Einstiegshürde von Tsukuyumi ist durchaus hoch. Auch wenn die Grundregeln schnell erklärt und begriffen sind – es gibt so viele Fraktionssonderregeln, die zu beachten sind. Dazu noch die vielen Informationen auf dem Schlachtfeld, die berücksichtigt werden wollen, das Spiel fordert jederzeit volle Konzentration.
Auch die Downtime zwischen den einzelnen Zügen ist teilweise heftig, je nachdem, wie lang die Spieler über ihrer aktuellen Phase brüten.
Aber, wir alle haben Blut geleckt und sind fest entschlossen, die Einstiegshürde zu nehmen. Der optische Stil hat uns alle angesprochen und der Abend war wahnsinnig spannend. Wenn auch für Frederiks KG3 durchaus etwas frustrierend. Dieser Partie werden auf jeden Fall weitere folgen.
Vielen Dank an Désirée und Frederik für den großartigen Spielabend.
Und allen, die bis hierhin durchgehalten haben vielen Dank für´s Lesen. Schreibt mir gerne, ob ich zukünftig öfters solche Artikel bringen soll.
Lebt lang und in Frieden,
Andreas