Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren kleinen Spielbericht (also, relativ klein). Das letzte Wochenende durfte ich wieder spielend mit ein paar wahnsinnig lieben Menschen verbringen.
Darwin´s Choice
Freitagabend ging es los mit einem Besuch von Claudia und Simon. Für den Einstieg entschieden wir uns für einen meiner Neuzugänge, Darwin´s Choice, den ich vor ein paar Wochen schon einmal erstspielen konnte.
Das tolle optische Design der Spielbox und meine begeisterte Erzählung vom Spielprinzip haben meine beiden Gäste schnell überzeugt, diesen Titel auszuwählen.

Kurzbeschreibung
Darwin´s Choice ist ein Kartenspiel von Marc Dür, Samuel Luterbacher und Elio Reinschmidt, in dem wir aus einzelnen Körperteilen Tiere zusammensetzen müssen, die möglichst gut an ihre jeweiligen Biome angepasst sind. Denn nur ein gut angepasstes Tier kann genug Nahrung für sich erobern, um sich in das folgende Zeitalter zu retten.
Kann kein Spieler mehr
Karten ausspielen, werden mehrere zufällige Biome ausgetauscht und
stellen für das kommende Zeitalter neue Anforderungen an die dort
lebenden Tiere.
Um dem zu begegnen können die Tiere entweder
mutieren (durch Anlegen weiterer Karten oder den Austausch
vorhandener Karten), oder in ein anderes Biom auswandern, das besser
zu ihnen passt.
Je länger ein Tier überlebt, und je besser es angepasst ist, desto mehr Punkte bekommt es. Stirbt ein Tier aus, sind alle bisher gesammelten Punkte bis auf einen Trostpflasterpunkt für den Spieler verloren.
Wer nach vier Zeitaltern die meisten Punkte mit seinen Tieren gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Ich muss zugeben, ich habe die Komplexität und auch den Platzbedarf von Darwin´s Choice ursprünglich deutlich unterschätzt. Was ich mir irgendwie als ganz entspanntes, optisch total hübsches Spiel vorgestellt hatte, entpuppt sich als knallharter Überlebenskampf. Allerdings ein optisch total hübscher, knallharter Überlebenskampf.
Es gibt viel zu beachten. Die vorhandene Nahrung in den Biomen, die Anforderungen, wenn ich ein Tier dort platzieren möchte, die Angepasstheit und die Wettkampfstärke der bereits ausliegenden Tiere. Und ob ich nicht beim Platzieren eines neuen Tieres versehentlich einem meiner dort bereits lebenden Tiere die Nahrung wegschnappe. Downtime zwischen den Zügen gibt es praktisch nicht, da ich permanent schauen muss, was meine Mitspieler so treiben und welche meiner Tiere sie dem sicheren Tod überantworten. Oft genug konnte ich mir erst überlegen was ich als nächstes mache, als ich bereits am Zug war.
Das Spiel bietet viel Interaktion zwischen den Spielern. Erfolg hat nur, wer die Tiere der anderen verdrängt und zum Aussterben verdammt. Ein Kuschelkursspiel ist bei Darwin´s Choice eher nicht möglich.
Spielbericht

So hatte ich denn auch
sehr früh schon das Gefühl, dass sich besonders Simon in den Kopf
gesetzt hat, einen persönlichen Feldzug gegen meine Kreationen zu
führen. Egal, wo ich ein neues platziert habe, kurze Zeit später
war ihm schon der Hungertod gewiss, weil Simon ein besser angepasstes
Tier aus dem Ärmel gezaubert hat.
Insgesamt hatte er ein gutes Händchen für die Karten und konnte die Biome in den ersten beiden Zeitaltern mit vielen Tieren überschwemmen. Eines seiner ersten Tiere – ein Stachelflusspferdmakoruh – hat das komplette Spiel überlebt und konnte selbst nach mehreren Umzügen in jedem Zeitalter Punkte für eine sehr hohe Wettkampffähigkeit und hohe Angepasstheit horten. Damit war ihm nur mit diesem einen Tier praktisch schon der Sieg sicher. Was haben Claudia und ich dieses unkaputtbare Mistvieh gehasst.

Im dritten Zeitalter wurde die Partie dann richtig brutal, denn ein Vulkanausbruch hat ein Biom komplett unbewohnbar gemacht, so dass es in den verbleibenden drei Biomen richtig eng wurde, und die Tiere (gefühlt besonders meine) gleich reihenweise ausgestorben sind.

Immerhin konnte ich letztendlich mit meinem Krokogänsegeierskunk auch ein Tier durch das gesamte Spiel retten, auch wenn es deutlich weniger erfolgreich war als Simons. Und ich habe mein Herzenstier, den Kakapolaubfroschflughund über das letzte Zeitalter hinweggerettet. Ein bisschen hoffe ich, dass dieses spielerische Retten des Kakapo ein gutes Vorzeichen für den echten, akut vom Aussterben bedrohten Vogel ist…
Zusätzlich konnte ich noch einen punktlosen Trostpreis für das putzigste Tier, den Bergviscachafant gewinnen.

Claudia hatte eigentlich konstant gute Leistungen mit ihren Tieren erspielt, leider musste sie in den letzten beiden Zeitaltern auch ziemlich übel einstecken, so dass sie mehrere punkteträchtige Tiere verloren hatte, was sie letztendlich den zweiten Platz gekostet hat.

Die traurige Bilanz war dann, dass Simon mit knapp 30 Punkten Vorsprung das Spiel souverän für sich entscheiden konnte.
Trotz der vielen Rückschläge, wir hatten alle drei wahnsinnig viel Spaß mit Darwin´s Choice. Auch wenn es eine ordentlich Denkleistung erfordert, es macht einfach Spaß, diese verrückten Körperteilkombinationen zusammenzustellen, und die tollen, von Rozenn Grosjean gezeichneten, Illustrationen der Karten zu bewundern.
Man muss aber eine gewisse Frusttoleranz mitbringen. Denn neben den Mitspielern können auch die Biomwechsel viel zunichte machen. Entweder müssen meine Tiere auswandern und hoffen, dass sie in diesem Biom angepasst genug sind, um sich genug Nahrung zu erobern. Oder ich muss sie so mutieren, dass sie im veränderten Lebensraum überleben können. Aber hey, so ist nun mal die Evolution.
Insgesamt ist Darwin´s Choice thematisch sehr toll umgesetzt und beim Erstellen der Karten haben sich die Entwickler offensichtlich viele Gedanken gemacht, welche Körperteile eines Tieres welche Eigenschaften mitbringen.
Der Platzbedarf des Spieles ist wie eingangs angedeutet allerdings nicht zu unterschätzen. Selbst beim Spiel mit nur drei Spielern wird es schnell eng auf dem Tisch, denn die ausgelegten Tiere benötigen teilweise durchaus einiges an Fläche. Wenn dann an einem Biom vier oder fünf große Tiere ausliegen, wird es schnell eng auf dem Tisch.
Darwin´s Choice wird auf jeden Fall noch öfter auf meinem Spieltisch landen.
Railroad Ink (knallrot)
Da wir für diese Partie ziemlich lange gebraucht hatten, blieb nur noch Zeit für einen kleineren Absacker. Die Auswahl aus Würfelkönig, DIG und Railroad Ink (knallrot) konnte letzterer Titel für sich entscheiden.

Kurzbeschreibung mit Spielbericht
In der kleinen Box von Railroad Ink verbirgt sich ein schönes Roll and Write-Spiel, das mit einer angenehm kurzen Spieldauer, einfachen Regeln und einer schönen Aufmachung punktet.
Siebenmal werden vier Würfel geworfen, die unterschiedliche Bahn- oder Straßensegmente zeigen. Diese werden dann auf einem Raster von 7 x 7 Feldern eingezeichnet. Ziel ist es, nach sieben Runden möglichst viele Ausgänge miteinander zu verbinden, ohne dass irgendwo Strecken ins Leere laufen.
Auch bei Railroad Ink muss man durchaus grübeln, wie man die Würfelergebnisse am besten in sein Streckennetz einbaut, aber nach Darwin´s Choice war dieser Titel doch eher entspannt. Und auch hier konnte Simon sich erneut den Sieg sichern, wenn auch deutlich knapper als in der vorigen Partie.

Insgesamt war der Abend wieder einmal sehr schön. Wir haben viel geredet, hatten noch mehr Spaß und ganz allgemein eine furchtbar schöne Zeit. Toll!
Doch damit nicht genug, am nächsten Tag sollte es frühmorgens gleich weitergehen. Tanja und Mike hatten sich zu einem Besuch angekündigt. Ich habe die beiden über meine Facebook-Brettspielgruppe kennengelernt und konnte sie auf der Spiel im letzten Jahr kurz persönlich treffen. Heute wollten wir dann erstmalig gemeinsam einen entspannten Spieletag verbringen. Und ein gemeinsamer Spieletag mit Tanja und Mike bedeutet, dass auf jeden Fall irgendwas mit Miniaturen auf den Tisch kommt.
Doch vorher kam erst einmal etwas ganz anderes auf den Tisch, nämlich ein wahnsinnig toller Brettspielkuchen, den Tanja am Vortag in mühevoller Kleinarbeit für mich gebacken hat. Wow, ich war echt gerührt, auch auf diesem Wege nochmal ganz vielen Dank, liebe Tanja!!!

Nachdem die erste Stunde mit ausgiebigem quatschen praktisch verflogen war, haben wir uns überlegt, dass es vielleicht langsam Zeit wird, ein Spiel zu beginnen. Die erste Wahl fiel auf einen Titel, den ich persönlich immer wieder gerne auspacke. Es ist super geeignet für den Einstieg in einen Spieletag, da es sich sehr entspannt (naja, gut, relativ entspannt) spielt und den Tag nicht mit einer Grübelorgie beginnen lässt.
The Witcher Abenteuerspiel
Vorhang auf für Geralt von Riva und seine Freunde.

Kurzbeschreibung
Im The Witcher Abenteuerspiel verkörpert jeder Spieler einen Helden der Fantasyreihe aus der Feder von Andrzej Sapkowski, die den meisten wohl durch die Videospiele von CD Project Red bekannt sein wird. Im Spiel, das Ignacy Trzewiczek entwickelt hat, müssen wir mit unseren Helden Quests erfüllen, um damit Siegpunkte zu sammeln. Dafür bereisen wir viele aus den Büchern und Videospielen bekannte Orte, treffen auf viele vertraute Namen, und haben vor allem eines: Pech.
Mit Trainingsaktionen
können wir unseren Helden neue Ausrüstung oder Fähigkeiten
verschaffen, wir können über Ermittlungen Hinweise erhalten und mit
diesen dann die Quests lösen. Wer nach drei gelösten Quests die
meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.
Dabei treten wir aber
nicht direkt gegeneinander an, denn es gibt in The Witcher praktisch
keine Möglichkeit, sich gegenseitig zu behindern. Jeder versucht für
sich, die im gestellten Quests zu lösen und dabei einfach schneller
als die anderen zu sein.

Auf mechanischer Seite ist das Spiel eher unspektakulär und dürfte damit hauptsächlich ein Fall für Fans des The Witcher-Universums sein. Die kommen dafür aber voll auf ihre Kosten, denn jede Karte ist mit kleinen Stimmungstexten versehen, die uns tief in die Welt des Hexers eintauchen lassen.
Zudem lebt es stark von der Schadenfreude, denn das Spiel selbst legt uns über Monster und Unglückskarten ständig Steine in den Weg. So sehr uns das ärgert, wenn wir selbst betroffen sind, so sehr freut es uns im Zug unserer Gegenspieler.
Spielbericht
So machten sich also Geralt von Riva (Tanja), Triss Merigold (Mike) und Yarpen Zigrin (Andreas) auf den Weg, um Ruhm und Ehre zu erlangen.
Dabei hat zumindest Geralt als stärkster Kämpfer im Spiel eine durchaus… sagen wir mal interessante Verhaltensweise gezeigt. Denn der furchtlose Hexer, der Monster üblicherweise zum Frühstück verspeist, versuchte möglichst jedem Monster auszuweichen, das über den Rang von Kanonenfutter hinausging. Dafür nahm er auch in Kauf, eimerweise Unheilsmarker zu sammeln. Eine sehr interessante Taktik.

Mit Yarpen konnte ich recht früh die Führung auf der Siegpunkteleiste übernehmen, was aber hauptsächlich daran lag, dass ich das Spiel schon häufiger gespielt hatte, und Mike und Tanja erst noch hineinfinden mussten. So wurde ich dann im weiteren Spielverlauf dann noch ziemlich drastisch von den beiden überholt.

Während Geralt versuchte,
jedes Monster in einem riesigen Bogen zu umgehen, ging Triss eine
recht interessante Beziehung mit einer Sirene in der Nähe von Kaer
Mohen ein. Über mehrere Runden bekämpften sich die beiden, wobei
Triss peinlich darauf achtete, die Sirene nicht zu töten, sondern
sich immer nur gegen ihre Angriffe zu verteidigen.
Vermutlich war
die bedauernswerte Sirene sehr traurig, als Triss dann irgendwann
doch den Landstrich verließ.

Im letzten Drittel des Spieles trafen sich Geralt und Triss in Vengerberg auf ein kleines Stelldichein. Ausgerechnet in Yennefers Heimatstadt… Sie wird von diesem Signal wohl nur sehr bedingt begeistert gewesen sein.
Während die beiden sich in Vengerberg vergnügten, versuchte ich – ganz der fleißige Zwerg – weiter an meinen Quests zu arbeiten, ohne dabei jedoch wirklich auf einen grünen Zweig zu kommen.

Triss und Geralt waren seit diesem Zeitpunkt praktisch unzertrennlich, zumindest folgte Geralt ihr praktisch auf Schritt und Tritt, während sie beide mich meilenweit hinter sich ließen. Letztendlich konnte Triss durch eine geschickt eingesetzte Glückskarte ihre letzte Quest abschließen und damit den freundschaftlichen Wettbewerb für sich entscheiden.
Das Spiel war ein gut gewählter Einstieg in den Tag. Wir hatten alle großen Spaß mit The Witcher, was zeigt, dass eine ausgefeilte Mechanik nicht maßgeblich für den Spielspaß sein muss. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es viel an Faszination verliert, wenn man nicht mit dem Universum hinter dem Spiel vertraut ist.
Conan
Nach einer kleinen Grillpause gingen wir dann zum Hauptspiel des Tages über, dem Conan Brettspiel von Frédéric Henry. Meinem ersten Spiel, das ich per Kickstarter unterstützt habe.

Kurzbeschreibung
In Conan erleben wir als Spieler spannende Abenteuer in der Welt von Robert E. Howards bekanntem Helden. Dabei verkörpern die Spieler jeweils einen Helden, während einer die Rolle des Overlords übernimmt. Dieser kontrolliert die Gegner und versucht zu verhindern, dass die Helden das Ziel des jeweiligen Szenarios zu erreichen.
Das Spiel glänzt neben der tollen Welt mit einem interessanten Aktivierungsmechanismus. Die Figuren haben einen begrenzten Aktionspunktevorrat, von dem sie in jeder Runde nur einen kleinen Teil regenerieren. Somit ist es immens wichtig, sparsam mit diesen Punkten zu haushalten, denn sonst stehen die Helden plötzlich in der schlimmstmöglichen Situation ohne Aktionsmöglichkeiten da.

Der Overlord verwaltet seine Einheiten über ein Aktivierungstableau, das einen stetigen Fluss von Aktivierungen ermöglicht. Je weiter hinten im Fluss eine Einheit liegt, desto teurer ist die Aktivierung. Wurde eine Einheit genutzt, rutscht sie ans Ende des Flusses, während die hinter ihr liegenden nach vorne aufrücken. Somit muss er ständig Kosten und Nutzen einer Aktivierung abwägen.

Kämpfe werden dann über einen flexiblen Würfelmechanismus ausgetragen, in dem die Helden durch Einsatz von Aktionspunkten entscheiden, wie stark der Angriff werden soll (= wie viele Würfel werden geworfen).
Spielbericht
In dem von uns gewählten Szenario haben Conan (Tanja) und sein Freund Shevatas (Mike) erfahren, dass Zaporavo, Kapitän der Vandal auf einem Beutezug eine ganz besondere Schriftrolle gefunden hat. Diese weist den Weg zu einem geheimen Tempel. Dem, der es schafft, den Tempel mit Hilfe der Schriftrolle zu finden und zu betreten, winken unermesslicher Reichtum und sagenhafte Schätze.
Als Zaporavo an Land geht, um mit seiner Mannschaft den erfolgreichen Beutezug gebührend zu feiern, mischen sich Conan und Shevatas unter die Gäste der Taverne. Als Zaporavo die beiden Diebe erkennt, verwandelt sich die Taverne allerdings in eine Todesfalle für die Helden. (Muhahahaha).

Unsere beiden Helden gingen zunächst sehr optimistisch an das Szenario heran. Der Satz „Wir schnappen uns die Kiste mit der Schriftrolle und stürmen aus der Taverne heraus, bevor die merken, was überhaupt passiert ist. Das Szenario ist in fünf Minuten durch“ klingt noch immer in meinen Ohren.
Letztendlich entschieden sie sich aber doch dafür, zunächst den Schlüssel zu suchen, dann die Truhe zu öffnen und nur mit der Schriftrolle zu verschwinden. Denn wer trägt schon gerne eine Truhe durch eine von Feinden gefüllte Taverne.
Zunächst lief es auch ganz gut. Während Shevatas zwar im ersten Raum nur eine leere Truhe fand, machte sich Conan daran, meine ersten Piraten zu Kleinholz zu verarbeiten. Zu allem Überfluss fand er in einer Truhe eine Feuerkugel, die fiesen Flächenschaden unter meinen Schergen anrichten konnte.

Geschickterweise hatte ich meine drei Bogenschützen auch noch in einem Feld zusammengezogen.
Conan, der seinen eigenen Wurffähigkeiten anscheinend nur sehr bedingt traute, bewegte sich zunächst einmal SEHR nah an meine Bogenschützen heran, damit er die vielleicht noch drei Meter entfernten Schützen auch sicher traf. Was soll ich sagen, die Kugel rutschte ihm beim Werfen aus der Hand und setzte ihn beinahe selbst in Brand. In letzter Sekunde konnte er den fallenden Brandsatz auffangen und doch noch ins Ziel werfen. Tanja hatte tatsächlich die Wurfprobe, die nur einen einzigen Erfolg bringen musste, verpatzt, und nur durch einen Wiederholungswurf die Situation retten können.

Auch wenn ich mich immer noch frage, wie man auf die Idee kommt, in einer Taverne, die zu ziemlich genau 100 % aus Holz besteht, einen Brandsatz zu zünden. Aber gut, so ein Barbar ist halt eher für seine Muskeln als für ein messerscharf denkendes Gehirn bekannt. Meine Bogenschützen waren jedenfalls Geschichte. Damit hatten die Helden bereits zwei meiner Einheiten ausgelöscht.
Durch den explodierenden Brandsatz wurde auch Zaporavo endlich darauf aufmerksam, was sich oben auf der Galerie abspielte. In Windeseile stürmte er in den Raum, in dem Shevatas sich gerade befand, und versetzte ihm mit seinem starken Angriff eine erste Wunde.
Daraufhin eilte Conan zurück, um seinem Freund zu helfen, und setzte praktisch alle verbleibenden Aktionspunkte in einen einzigen, mächtigen Hieb. Dieser konnte Zaporavo zwar verletzen, aber bei weitem nicht kampfunfähig machen.

Jetzt wurde es langsam eng für die beiden Helden. Conan war praktisch aktionsunfähig, Shevatas angeschlagen, beide Helden am Rande der Verzweiflung. Die einzige Chance war, über den Balkon in den unteren Teil der Taverne zu springen, sich die Truhe zu schnappen, und wie der Teufel aus der Taverne zu fliehen.
Glücklicherweise hatten sich meine Bossomanischen Wachen schon zur Treppe in den oberen Tavernenbereich bewegt, um nach den in Flammen aufgegangenen Bogenschützen zu sehen. Damit war der Weg zur Truhe frei. Shevatas sprang in einem halsbrecherischen Satz über das Geländer, strauchelte, schnappte sich die Truhe und schleifte sie zum Ausgang. Genau in die Arme der dort wartenden Piraten. Die rettende Tür war so nah… und doch unerreichbar.

Nun war ich wieder im Zug, und konnte mit meinen drei Piraten und dem hinzustoßenden Captain auf Shevatas einprügeln, wozu ich neben meinen Waffen auch die herumstehenden Stühle verwendete. Doch leider, leider gelang es mir nicht, ihn außer Gefecht zu setzen. Der agile Dieb nutzte die Truhe einfach zu geschickt als mobile Deckung.

Trotzdem war Shevatas praktisch am Ende. Vier Gegner versperrten ihm den Weg zur Tür, und sein einer, verbleibender Aktionspunkt reichte nicht aus, um zwischen den Feinden hindurchzuschlüpfen.
Nun war es an Conan, den Beinahepatzer beim Feuerkugelwurf wieder gutzumachen. Er ließ den verblüfften Zaporavo links liegen, stürmte ebenfalls über den Balkon und schleuderte sein Schwert durch die Taverne in den Piratentrupp, der Shevatas so stark bedrängte. Mit einem unendlich geschickten Treffer tötete er genau den Piraten, der Shevatas im Weg stand, so dass dieser die Lücke nutzen und aus der Taverne fliehen konnte.

Damit war das Szenario für die beiden Helden gewonnen.
Was passierte aber mit Conan, der – nun unbewaffnet – allein mit einer Horde ziemlich wütender Piraten in dieser Taverne stand, in der sich das Feuer langsam aber sicher weiter ausbreitete? Nun, das soll in einer anderen Geschichte erzählt werden.

Mein Gott, war das eine epische Partie. Das Spiel hat uns die gesamte Bandbreite der Gefühle geboten. Wir haben gelacht, geflucht, mitgefiebert, uns gestritten und wieder ausgesöhnt. Es gab großartige, skurrile Situationen und ein absolut filmreifes Finale. Wir waren schlicht begeistert.
Conan kann ein großartiges Spiel sein, wenn man sich auf diesen erzählerischen, cineastischen Ansatz einlässt. Die Mechaniken sind solide und haben spannende Ansätze, aber das Kopfkino, das während des Spiels entsteht, ist unbezahlbar. Ich bin überhaupt nicht traurig, dass die beiden Helden gewonnen haben, denn bei so einem Spiel ist das Erleben eines tollen Abenteuers einfach das wichtigste. Und das war hier absolut der Fall. Ich hoffe, dass wir Conan zukünftig noch häufiger auf den Tisch bringen werden.
Ex Libris
Nach all diesen brutalen Konflikten wurde es dann Zeit für ein etwas entspannteres Spielgefühl, so dass wir uns Ex Libris von Adam P. McIver widmeten.

Kurzbeschreibung
In Ex Libris spielen wir Bibliothekare, die versuchen, eine möglichst abwechslungsreich gefüllte Bibliothek zu erstellen. In jeder Partie gibt es eine verbotene Buchkategorie, die wir meiden müssen. Wir müssen darauf achten, dass unsere Regale möglichst stabil gebaut sind, und wir dürfen bis auf die verbotene Kategorie keine andere vernachlässigen. Zusätzlich hat jeder Spieler noch ein Thema, das am Spielende besonders viele Punkte gibt.
Natürlich müssen wir als gute Bibliothekare natürlich auch darauf achten, dass die Bücher in der richtigen Reihenfolge sortiert sind.

Damit unsere
Bibliothek wachsen kann, schicken wir unsere Assistenten in die
Stadt, um dort auf Büchersuche zu gehen, die wir dann in Form von
Regalkarten erhalten und auslegen.
Erreicht eine Bibliothek eine
bestimmte Anzahl von Karten, wird noch eine Runde gespielt und
abschließend die erfolgreichste zum Sieger gekürt.

Da ich wahnsinnig gerne lese, war Ex Libris eigentlich immer ein Pflichtkauf für mich, auch wenn ich etwas unsicher war, ob die Übersetzung ins Deutsche gut funktioniert. Denn immerhin wollen hunderte von Buchtiteln übersetzt werden, wobei der Wortwitz möglichst nicht verloren gehen soll.
Das ist auf jeden Fall gelungen, denn die Titel der Bücher sind einfach nur großartig, und bieten viele Anspielungen auf andere Brettspiele, Bücher oder Popkultur.
Spielbericht
Da ich Ex Libris schon einmal gespielt hatte, fiel mir der Einstieg in die Gründung meiner Bibliothek etwas leichter als Tanja und Mike. Besonders Tanja fiel etwas schwer, mit ihren Handkarten einen guten Startpunkt für ihr Buchregal zu legen.

Wir drei hatten sehr unterschiedliche Herangehensweisen an den Aufbau unserer Regale. Während Mike die vollen drei möglichen Reihen ausschöpfte, versuchte ich sehr lange, mit nur zwei Regalböden auszukommen. Tanja dagegen wählte einen eher kreativen, schlangenförmigen Ansatz, der die Stabilität des Regals weitestgehend außer Acht lies.

Doch letzten Endes
sollte sich auch diese Taktik als durchaus machbar erweisen, denn sie
konnte sich einen sehr soliden zweiten Platz sichern. Mike hatte zwar
ein sehr schönes, massives Regal gebaut, dabei allerdings leider die
verbotene Kategorie etwas zu sehr aus dem Auge verloren, die ihm in
der Schlusswertung einen ordentlichen Punktabzug bescherte.

Ich persönlich mag Ex Libris. Das Spielmaterial ist super, die tollen Buchtitel sorgen für viele Lacher, und es spielt sich sehr flüssig, wenn man das Prinzip einmal verinnerlicht hat. Ein sehr solider Titel, auch wenn er nicht so starke Emotionen weckt, wie das zuvor gespielte Spiel.

Da Tanja und Mike noch eine recht lange Heimreise vor sich hatten, haben wir den Spieltag an der Stelle dann auch beenden müssen. Es war ein wunderschöner Tag und wird sicherlich nicht unser letztes Treffen gewesen sein.
Und damit bin ich am Ende meiner Berichterstattung eines schönen, verspielten Wochenendes angekommen. Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß beim Mitlesen!

Lebt lang und in Frieden,
Andreas