„Die Erzählungen besagen, dass aus dem ersten Samen der Mali spross und aus dem zweiten Samen der Wald der Welt“ – Über die Entstehung der Mali.
Hallo liebe Leser und willkommen zu einer neuen Spielvorstellung. Anders als es die Überschrift vermuten lässt, geht es heute nicht um Schach, das wohl auch keiner weiteren Vorstellung bedarf. Statt dessen möchte ich ein kleines, aber feines Taktikspiel vorstellen, dass in seinen Grundmechaniken dem Schachspiel zumindest ähnelt, diese jedoch um etliche Komponenten erweitert. Die Rede ist von Roots of Mali aus dem Hause Suncoregames.
Das Spiel ist das zweite Produkt der schweizer Entwickler Bujar Haskaj und Adrian Bolla und wurde im August 2016 zwar sehr knapp, aber trotzdem erfolgreich über Kickstarter finanziert. Roots of Mali ist eins dieser Spiele, für die ich Kickstarter so mag. Entwickelt von Spielebegeisterten, die einfach nur möchten, dass ihre Idee auch anderen Spaß bereitet, aber nicht die Möglichkeiten haben, so ein Projekt aus eigenen Mitteln vorzufinanzieren. Dementsprechend können sie die Backer natürlich nicht mit eimerweise Stretchgoals überhäufen, wie das andere Szenegrößen *hustcmonhust* teilweise machen, die Kickstarter lediglich als Vorbestellertool verwenden.
Dank eines Beitrags über Roots of Mali auf magabotato.de bin ich auf dieses Spiel aufmerksam geworden und habe mich spontan in das Konzept, verbunden mit dem tollen Artdesign, verliebt.
Letzte Woche wurde der Kickstarter einen knappen Monat nach dem ursprünglich geplanten Termin ausgeliefert, und von mir mit Begeisterung in Empfang genommen.
Aber vielleicht sollte ich langsam mal verraten, worum es bei dem Spiel eigentlich geht.
Roots of Mali ist ein Taktikspiel für zwei Personen, hat laut Entwicklerangaben eine Spieldauer von 15 – 45 Minuten, und ist geeignet ab einem Alter von 14 Jahren. Gespielt wird es auf einem 7 x 7 Felder großen Schlachtfeld, über das die Spieler ihre Kreaturen bewegen und gegeneinander kämpfen lassen. Diese werden allerdings nicht durch Figuren, sondern durch sechsseitige Würfel dargestellt, wobei jede Würfelseite für eine andere Kreatur steht.
Bevor ich näher auf die Spielregeln eingehe, möchte ich kurz über den Inhalt der Spielebox sprechen.
Die Schachtel selbst hat eine Kantenlänge von 14 cm und fügt sich mit ihrer quadratischen Form nahtlos ins Spielkonzept ein. Genau wie die Spielwürfel ist jede Kartonseite einer der sechs Kreaturen gewidmet – in Form eines wunderschönen Artworks. Lediglich die Kanten des Deckels sind mit dem allernotwendigsten an Text versehen. Selbst die Unterseite, auf der die üblichen Spielinfos sowie Werbung für das Erstlingswerk des Verlages, Light of Dragons, aufgedruckt sind, ist lediglich aufgeklebt. Der Infozettel lässt sich problemlos ablösen und enthüllt damit auch auf dem Packungsboden ein Kreaturenartwork. Damit ist die Box ein wirklicher Hingucker geworden.
Der Blick in die geöffnete Packung enthüllt die Komponenten, auf die wir im Folgenden einmal einen Blick werfen.
Da wären zum einen zwei doppelseitig bedruckte Referenzbögen in englischer und deutscher Sprache, die einen Kurzüberblick über die Fähigkeiten der Kreaturen geben. Zum anderen die Spielanleitung, die ebenfalls in beiden Sprachen beigelegt wurde.
Die Anleitung hat das Format eines CD-Booklets und erklärt auf 28 Seiten alles wissenswerte zum Spielablauf. Die ersten 10 Seiten enthalten die eigentlichen Spielregeln, die restlichen Seiten beschäftigen sich mit den Kreaturen. Zu jeder ist das jeweilige Artwork , das auch auf der Packung zu sehen ist, abgedruckt; zusammen mit einem kleinen Flufftext zum Hintergrund der Kreatur. Zusätzlich werden ihre Sonderregeln im Spiel beschrieben.
Die Regeln sind insgesamt sehr übersichtlich und nachvollziehbar aufgebaut, so dass man sie schon nach einmaligem Lesen verinnerlicht hat. Und für die Sonderregeln der Kreaturen gibt es ja den Referenzbogen. Ein Index existiert nicht, der ist aber angesichts der Kürze des Regelwerkes auch nicht wirklich erforderlich. Dafür bietet die letzte Regelseite nochmal einen Kurzüberblick über den Zugablauf.
Weiter geht es mit dem Spielbrett, das auf stabilem, eingefasstem Karton gedruckt ist. Das Design des Spielfeldes ist zweckmäßig und zum minimalistischen, leicht abstrakten Spielkonzept absolut passend. Das Brett enthält das eigentliche Schlachtfeld und für jeden Spieler eine Leiste, auf der die während der Partie erlangten Siegpunkte festgehalten werden, sowie eine Triggerleiste, auf der Punkte geführt werden, die zum Auslösen einiger Zauber notwendig sind.
Dann liegen dem Spiel noch vier Holzmarker für die Siegpunkte und die Triggerleiste bei, sowie Lager- und Ruinenpappmarker, die beim Einsatz von optionalen Sonderregeln Verwendung finden.
Damit sind wir dann bei der letzten Spielkomponente angelangt – den Kreaturenwürfeln. Diese sind mit einer Kantenlänge von 2 cm recht groß und haben ein angenehmes Gewicht, so dass das Spiel nicht zu fummelig wird. Einziger Nachteil aus meiner Sicht ist, dass die Motive lediglich aufgedruckt und nicht eingraviert wurden, was sich auf die Haltbarkeit der Würfel auswirken könnte. Da man die Würfel aber nur auf dem Feld bewegt, und nicht damit würfelt, sollte das hoffentlich verschmerzbar sein. Wie haltbar die Würfel tatsächlich sind, wird dann wohl der Test der Zeit zeigen.
Insgesamt liegen dem Spiel je fünfzehn schwarze und grüne Würfel bei.
Die Kreaturensymbole auf den Würfeln sind sehr gut ausgewählt, schon nach einmaligem Durchlesen des Glossars kann man die Motive problemlos zuordnen.
Doch kommen wir jetzt einmal zum eigentlichen Spielablauf.
Wie Eingangs schon angedeutet, ähnelt Roots of Mali in seiner Grundprämisse dem klassischen Schach. Beides wird auf einem Feld aus quadratischen Rastern gespielt und die Parteien verfügen über die gleichen Figuren, wobei jede unterschiedliche Fähigkeiten hat. Beim hier vorgestellten Spiel ist jeder Kreatur zusätzlich noch eine Machtstufe von eins bis sechs zugeordnet. In beiden Spielen ziehen die Gegner abwechselnd ihre Figuren und besetzt ein Spieler ein von einer gegnerischen Figur besetztes Feld, wird diese aus dem Spiel genommen. Mit dem Unterschied, dass in Roots of Mali nur Kreaturen einer höheren Machtstufe einen Gegner besiegen können.
Damit enden die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon.
In der Aufbauphase platzieren die Spieler abwechselnd in der ersten Reihe ihrer Spielfeldseite beliebige Figuren mit einem Maximalwert von 10 Machstufen. Nicht benötigte Würfel werden in einer Reservezone neben dem Spielbrett abgelegt.
Der über einen Würfelwurf ermittelte Startspieler beginnt die Partie, in der jeder die Spieler abwechselnd mit einer ihrer Figuren eine Standardaktion durchführen.
Die möglichen Standardaktionen sind:
– Bewegung
Eine Kreatur wird auf ein horizontal oder vertikal angrenzendes Feld bewegt.
– Angriff
Eine Kreatur bewegt sich auf ein von einer gegnerischen Figur mit niedrigerer besetztes Feld, nimmt diese damit aus dem Spiel und kassiert für den aktiven Spieler Siegpunkte in Höhe der Machtstufe des besiegten Gegners. Kreaturen der Stufe 6 können ebenfalls besiegt werden, allerdings nur durch solche der Stufe 3. Falls eine Kreatur in der gegnerischen Spielbretthälfte besiegt wird, gibt es Extrapunkte. Erreicht ein Spieler 10 Siegpunkte, hat er die Partie gewonnen.
– Aufwertung
Eine Kreatur wird um eine Stufe aufgewertet.
– Zauber
Einige Kreaturen verfügen über Zauberfähigkeiten, für die teilweise vorher auf der Triggerleiste gesammelte Punkte eingelöst werden müssen.
Zusätzlich besitzen einige Kreaturen besondere Fähigkeiten, die passive Boni gewähren können. So kann sich der Schattenläufer zum Beispiel über den Spielfeldrand auf die andere Spielbrettseite bewegen, oder der Spieler, der einen Sprössling angreift, muss zwei Würfel aus der Reservezone ablegen.
Mit diesen Ausführungen ist eigentlich alles Wesentliche zu den Spielregeln gesagt. Die Grundregeln sind wie gesagt sehr sehr einfach gehalten, die Spieltiefe kommt aus den unterschiedlichen Eigenschaften der Kreaturen und den vielfältigen Aufstellungsmöglichkeiten.
Zusätzlich bietet das Spiel noch zwei optionale Sonderregeln, die den Einsatz der beiliegenden Markerplättchen erfordern.
Um die Wiederspielbarkeit nochmal deutlich zu erhöhen, besteht die Möglichkeit Roots of Mali mit dem Vorgängerspiel Light of Dragons (und hoffentlich noch kommenden Spielen aus dieser Reihe) zu kombinieren, und damit auch unterschiedliche Völker gegeneinander antreten zu lassen.
Damit komme ich auch schon zum Ende dieser Spielvorstellung. Mir gefällt Roots of Mali wirklich gut, und ich bereue es nicht, beim Kickstarter eingestiegen zu sein. Das Spielmaterial ist bis auf das kleine Manko der bedruckten Würfel absolut hochwertig und das sehr stimmige Artdesign trifft genau meinen Geschmack. Trotz der einfachen Grundregeln bietet es durch die Kreatureneigenschaften eine erstaunliche Spieltiefe, und durch die variablen Startaufstellungen sowie die Kombinierbarkeit mit den anderen Spielen einen hohen Wiederspielwert.
Sollten meine ersten Partien diese Einschätzung bestätigen, wird der Vorgänger sicherlich auch noch in mein Spieleregal wandern.
Wer taktisch fordernde, leicht abstrakte Zweipersonenspiele mag, sollte Roots of Mali auf jeden Fall einmal probespielen.
Und nun danke ich euch für´s mitlesen und hoffe, dass ich euch dieses Spiel ein wenig näherbringen konnte.
Lebt lang und in Frieden!
PS: Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Würfel und Haltbarkeit. Von Suncoregames habe ich die Info erhalten, dass beim Druck der Würfel sehr großer Wert auf einen qualitativ hochwertigen, haltbaren Druck gelegt wurde. Damit steht mein persönlicher Test of Time zwar immer noch aus, aber es zeigt zumindest, dass der Verlag sich des Problems durchaus bewusst ist und entsprechend versucht hat, hier gegenzusteuern.
Danke an dieser Stelle an die Jungs von Suncoregames für das schnelle Feedback!