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Haltet die Mauer! – Spielvorstellung Fantasy Defense

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DU. DARFST NICHT. VORBEIIII! – Gandalf, in den Minen von Moria

Und damit Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Spielvorstellung. Heute möchte ich einen genaueren Blick auf das Kartenspiel Fantasy Defense werfen, das im Mai 2017 erfolgreich über Kickstarter finanziert wurde.
Das Spiel wurde von Yoshiyuki Arai und Evan Song entwickelt und von Mandoo Games in Zusammenarbeit mit Sweet Lemon Publishing herausgegeben.
Fantasy Defense ist ein schnelles, kooperatives Kartenspiel, in dem die Spieler versuchen, eine Festungsmauer gegen anstürmende Orkhorden zu halten.

Hier erst einmal die Eckdaten des Spieles laut Packung:

Typ: Kooperatives Kartenspiel
Spieler: 1-2
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Sprache: Englisch

Spielmaterial

Die Angaben zum Spielmaterial beziehen sich auf die Standard Kickstarter-Version. Es gab im Kickstarter auch eine Deluxe-Variante, der zusätzlich noch eine Spielmatte und Hüllen für alle Karten beilagen.

Die Spielbox kommt in einem sparsamen Format von 14 x 14 x 5 cm daher und ist mit einem recht stimmungsvollen Artwork versehen.

In der Box finden wir zunächst die Spielanleitung, die auf gerade mal acht Seiten alle relevanten Regeln erklärt. Sie ist gut aufgebaut, mit reichlich erklärenden Bildern versehen, und lässt keine Fragen offen.

Weiter geht es mit dem Tableau aus stabilem Karton für die Moral der Stadt, und einem turmförmigen Meeple, der den Stand selbiger markiert.

Ebenfalls aus stabilem Karton sind die 12 Felder für die zu verteidigenden Stadttore. Einige sind mit einem Zahlenwert von 1 oder 2 versehen, und enthalten teilweise den Hinweis, dass sie nur für die Zweispielervariante gelten.

Und damit kommen wir schon zum größten Schmuckstück des Spiels, den Karten. Diese teilen sich grob in drei Kategorien auf. Je ein Stapel für die menschlichen und elfischen Verteidiger, sowie einer für die angreifenden Orkhorden.

Die Kartendecks für Menschen und Elfen sind grundsätzlich gleich aufgebaut. Beide enthalten eine Referenzkarte für die Sonderfähigkeiten der Fraktionseinheiten, zwei Zauberkarten, eine Anführerkarte und 34 Einheitenkarten.

Das 28 Karten umfassende Deck der Monster wiederum besteht aus Standard-, Elite- und Bossmonstern, sowie einer Referenzkarte. Wie schon bei den Torplättchen finden sich auch auf den Monsterkarten Angaben, ob sie nur im Zweipersonenspiel verwendet werden.

Die Kartenmotive sind wirklich schön gestaltet, mit hochwertigem Druck. Auch die Qualität der Karten ist sehr gut. Sie sind ausreichend stabil und mit einem Leinenfinish versehen, so dass sie gut in der Hand liegen.
Was mir ebenfalls gefällt ist, dass jedes Fraktionsdeck ein anderes Rückenmotiv hat, und die einzelnen Kartentypen eine leicht andere Färbung. So lassen sich die Karten nach dem Spiel sehr schnell wieder auseinandersortieren.

Auf Materialseite ist also alles im grünen Bereich.

Aber wie sieht es mit dem eigentlichen Spiel aus?

Spielmechanik

Die Spielregeln von Fantasy Defense sind übersichtlich und recht schnell erklärt.

In meiner Erklärung gehe ich zunächst vom Solospiel aus, für das alle Karten und Stadttorsegmente mit einer 2-Spieler Markierung zunächst aussortiert werden.

Das Spielziel ist es, durch geschicktes Ausspielen der Karten alle angreifenden Monster zu besiegen, bevor die Moral der Stadt auf Null sinkt.

Im ersten Schritt werden die sieben Torsegmente gemischt und in einer Reihe zufällig ausgelegt. Dann werden die Monsterkarten gemischt, wobei Standard- und Elitemonster separat gemischt und untereinander gelegt werden. Eine der Bossmonsterkarten wird als letzte Karte unter den Stapel gelegt, die zweite wird unter die Elitegegner gemischt.

Der Spieler wählt eines der beiden Völker, und sortiert zunächst die beiden Zauberkarten sowie den Anführer aus. Die restlichen Karten werden gemischt, vier weitere Karten werden gezogen und zusammen mit dem Anführer auf die Hand genommen. Der Rest bildet den verdeckten Nachziehstapel. Zuletzt wird noch der Turmmarker auf dem Moraltableau auf die 20 gesetzt und das Spiel kann beginnen.

Fantasy Defense wird in Runden gespielt, die jeweils aus vier Phasen bestehen:

Invasionsphase
In dieser Phase werden drei Monsterkarten gezogen und an den Stadttoren ausgelegt. Ein Pfeil am unteren Kartenrand zeigt, an welcher Seite der Stadtmauer die Karte angelegt werden muss, wobei sie immer an das nächste freie Segment von der jeweiligen Seite aus gelegt werden muss. An jedem Segment kann immer nur maximal ein Monster liegen. Einige Monsterkarten haben in der oberen rechten Ecke ein Infiltrationssymbol. Wird so ein Monster ausgelegt, muss der Spieler sofort eine seiner Handkarten ablegen.
In der oberen linken Ecke ist die Monsterstärke angegeben, die der Spieler mit seinen ausgespielten Karten erreichen muss, um das Monster zu besiegen.

Strategiephase
Sind alle Monster ausgelegt, kann der Spieler in der nächsten Phase seine Handkarten ausspielen, indem er sie an ein beliebiges Torsegment (egal, ob sich dort ein Monster befindet oder nicht) anlegt. Hierbei gibt es keine Obergrenze für jedes Segment.
Die Verteidigerkarten lassen sich grob in drei Kategorien einteilen.
Die einfachste Variante sind Standardkarten, die nur mit einem Zahlenwert für die Einheitenstärke versehen sind.
Dann gibt es Verteidiger, die eine Sonderfähigkeit in Form eines Einmaleffektes haben. Dieser wird sofort beim Ausspielen ausgelöst. Bleibt die Karte auf dem Schlachtfeld liegen, greift der Effekt in der nächsten Runde nicht mehr. Ein Beispiel hierfür ist der Adler, der beim Ausspielen eine beliebige Anzahl an Verteidigern von einem anderen Tor zu dem Segment, an das er angelegt wird, bewegen darf.
Zuletzt noch die Einheiten, die anhaltende Sondereffekte haben. Dieser bleibt bestehen, so lange die Karte im Spiel ist. Das ist zum Beispiel beim Anführer der Menschen so, dessen Kampfstärke um die Anzahl der ausliegenden Monsterkarten erhöht wird.

Zusätzlich zum Ausspielen der Handkarten darf der Spieler beliebig viele ausliegende Verteidiger zu einem angrenzenden Tor bewegen.

Die beiden Zauberkarten können zu einem beliebigen Zeitpunkt während der Strategiephase ausgespielt werden, sind dann aber für den Rest des Spieles verbraucht. Daher sollten sie weise eingesetzt werden.

Am Ende der Strategiephase darf der Spieler maximal zwei Verteidiger auf der Hand behalten und in die nächste Runde übernehmen.

Kampfphase
Hier werden in beliebiger Reihenfolge die Kämpfe an den einzelnen belagerten Toren abgehandelt. Ist ein Tor unverteidigt, wird der volle Plünderwert, der unten auf der Monsterkarte angegeben ist, von der Moral der Stadt abgezogen. Wird ein Tor verteidigt, kommt es zum Kampf. Dazu wird die gesamte Stärke der ausliegenden Verteidiger mit der des angreifenden Monsters verglichen. Einige Torsegmente sind mit einem Wert von 1 oder 2 versehen, dieser wird als Bonus auf die Kampfkraft der Verteidiger angerechnet.
Ist sie gleich oder größer als die Stärke des Monsters, konnte es besiegt werden und wird abgelegt. Aber auch die Verteidiger müssen eine der beteiligten Karten als Verlust ablegen.
Ist der Kampfwert dagegen niedriger, haben die Verteidiger den Kampf verloren. Auch hier wird eine beteiligte Verteidigerkarte abgelegt, zusätzlich wird die Moral der Stadt um den halben Plünderwert reduziert. Das Monster und die übrigen Verteidiger bleiben bis zur nächsten Runde am Tor liegen.

Verstärkungsphase
Wurden alle Kämpfe abgehandelt, zieht der Verteidiger fünf neue Karten nach, und die nächste Runde beginnt.

Das Spiel endet, wenn entweder die Moral der Stadt auf 0 reduziert wurde, oder wenn es die Verteidiger geschafft haben, alle Monster zu besiegen.

Der kooperative Zweispielermodus funktioniert grundsätzlich ähnlich, es sind nur wenige Änderungen im Spielablauf erforderlich.
Zunächst kommen beim Spielaufbau zusätzlich alle Zweispielermaterialien ins Spiel, wobei die Bossmonsterkarten für zwei Spieler die Versionen für den Solomodus ersetzen.

Die Stadtmauer wird in zwei parallelen Reihen ausgelegt und jeder Spieler sucht sich eine Armee aus. Der Stadtmoralwert gilt für beide Spieler.

In der Invasionsphase werden jetzt fünf Karten gezogen, die abwechselnd an die Mauersegmente der beiden Spieler gelegt werden. Bossmonster werden in der Mitte zwischen den Torsegmenten der Spieler platziert, und müssen von beiden simultan bekämpft werden.

Die Strategiephase können beide Spieler simultan durchführen. Verteidiger können dabei nur an die eigenen Torsegmente angelegt werden, aber pro Runde darf jeder Spieler eine Handkarte seinem Mitspieler übergeben.
Zauber dürfen dagegen auf beiden Mauterteilen gewirkt werden.

Die Kämpfe werden wie im Solomodus in beliebiger Reihenfolge für beide Spieler abgehandelt. Nur bei den Bossen ist zu beachten, dass der von ihnen verursachte Moralverlust für jede Mauer, also doppelt, gezählt wird.

Die Stone King Kampagne

Wie? Was? Sollte jetzt nicht ein Fazit kommen? Naja, noch nicht ganz. Im Rahmen des Kickstarters wurde eine vollwertige Kampagne mit sieben Kapiteln freigeschaltet.

Die Kampagne sollte gespielt werden, nachdem die Grundregeln sich richtig gefestigt haben. Denn jedes Kapitel bringt neue Karten und Sonderregeln ins Spiel. Jedem Kapitel liegt eine Karte mit mit stimmungsvollen, kurzen Flufftexten bei, die das Fortschreiten der Geschichte aus der Perspektive der Menschen und Elfen beleuchtet. Man darf hier keine epische Hintergrundgeschichte erwarten, trotzdem finde ich die Idee toll und die Geschichte lässt mich das Spiel deutlich anders erleben, als das reine Wir-sind-die-Guten-Die-sind-die-Bösen-Monstergekloppe des Grundspiels.
Ich zeige in diesem Abschnitt bewusst keine der Karten, sondern nur den Einstiegstext, um an dieser Stelle nicht zu spoilern, denn gerade das Entdecken der neuen Komponenten macht ja einen großen Reiz beim ersten Durchspielen aus.

 

 

Auch der Wiederspielbarkeit von Fantasy Defense tut die Erweiterung spürbar gut. Obwohl jedes Kapitel in einem separaten Umschlag eingepackt ist, handelt es sich hier nicht um ein Legacysystem (also ein Spiel, bei dem das Spielmaterial zerstört oder beklebt wird, so dass man es nur einmalig spielen kann). Hat man die Kampagne durchgespielt, können die Karten wieder auseinandersortiert werden und man kann die Kampagne erneut spielen. Oder schafft sich mit allem zur Verfügung stehenden Material eine ganz eigene Herausforderung.

Insgesamt ist die Stone King Kampagne eine sinnvolle und runde Sache, die Fantasy Defense gehörig aufwertet.

 

Fazit

Damit komme ich nun doch noch zu meinem Fazit, in dem ich meine persönlichen Pro´s und Contra´s aufliste.

Pro:

  • Die Regeln sind leicht verständlich und schnell erklärt.
  • Das Spiel hat eine angenehm kurze Spielzeit und eignet sich perfekt, um mal eben eine kleine Runde zu spielen.
  • Die Karten haben mit ihrem Leinenfinish eine gute Qualität, die Torsegmente und das Moraltableau sind auf stabilem Karton gedruckt.
  • Das Artwork der Karten ist toll. Insbesondere gefällt mir, dass die Motive die volle Kartengröße nutzen.
  • Die Spielkarten selbst sind komplett sprachneutral, so dass Fantasy Defense auch für Spieler geeignet ist, die nur über geringe Englischkenntnisse verfügen. Zwar haben die Referenzkarten mit den Sonderfähigkeiten englische Texte, aber sind diese einmal erklärt, sind die Symbole auf den Spielkarten sprechend genug, um die Fähigkeit zu identifizieren. Lediglich die Sonderregeln und die Stimmungstexte in der Kampagne erfordern dann eine Übersetzung während des Spiels.
  • Durch die Kampagne gewinnt das Spiel an zusätzlicher Wiederspielbarkeit.

Contra:

  • Der Spielerfolg hängt sehr stark vom Glück beim Ziehen der Karten ab. Hat man zum falschen Zeitpunkt die falschen Karten auf der Hand, rast die Moral der Stadt schnell gen Null.
  • Ohne die Stone King Kampagne könnte das Spiel trotz zweier Völker, die zur Auswahl stehen, nach einiger Zeit eintönig werden. Dafür bietet die Mechanik an sich zu wenig Abwechslung.

Trotz der beiden genannten Kritikpunkte halte ich Fantasy Defense für ein gutes Spiel. Auch wenn die Basisversion auf Dauer nicht viel Abwechslung bietet, ist es ein schönes, kleines Spiel, das ich mal eben auspacken kann, wenn ich Lust auf eine kurze Runde habe, mir aber die Mitspieler fehlen. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich beim Kickstarter eingestiegen bin.

Und damit danke ich für eure Aufmerksamkeit und wünsche euch noch fröhliches Spielen.

Lebt lang und in Frieden,
Andreas

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